4A_489/2011: Ungültigkeit eines Konkurrenzverbots wegen überwiegender persönlicher Bindung für Management-Training (amtl. Publ.)

Die Gültigkeit des nachver­traglichen arbeit­srechtlichen Konkur­ren­zver­bots nach OR 340 set­zt u.a. voraus, dass der Arbeit­nehmer den Arbeit­ge­ber durch die Ver­wen­dung sein­er Ken­nt­nisse von Kun­denkreis oder von Fab­rika­tions- und Geschäfts­ge­heimnis­sen schädi­gen kön­nte.

Nach der Recht­sprechung trifft dies nicht zu,

  • wenn die Beziehun­gen zwis­chen Kun­den und Arbeit­ge­ber stark per­sön­lich geprägt sind (denn dann wech­seln die Kun­den nicht); oder
  • wenn die Beziehun­gen zwis­chen Kun­den und Arbeit­nehmer stark per­sön­lich geprägt sind (denn dann wech­seln die Kun­den nicht als Folge der beson­deren Ken­nt­nisse des Arbeit­nehmers; es fehlt am erforder­lichen Kausalzusammenhang).

Diese zweite Aus­nahme hat das BGer im Urteil 4C.100/2006 für freie Berufe im all­ge­meinen und für eine Zah­närztin im beson­deren bejaht:

Das Bun­des­gericht geht jedoch nach all­ge­mein­er Lebenser­fahrung davon aus, dass bei den freien Berufen die per­sön­liche Seite der Beziehung zur Kund­schaft von ganz beson­der­er Bedeu­tung is […] Zusam­men­fassend ist das Konkur­ren­zver­bot vor­liegend nicht zuläs­sig, da die Per­sön­lichkeit des Beklagten für die Beziehung zu den Patien­ten von entschei­den­der Bedeu­tung ist und dem­nach den erforder­lichen Kausalzusam­men­hang zwis­chen dem Ein­blick in den Kun­denkreis und der Möglichkeit ein­er erhe­blichen Schädi­gung zu unter­brechen vermag. 

Im vor­liegen­den Urteil präzisiert das BGer diese Recht­sprechung zunächst in all­ge­mein­er Hinsicht:

Une telle sit­u­a­tion sup­pose que le tra­vailleur four­nisse une presta­tion qui se car­ac­térise surtout par ses capac­ités per­son­nelles, de telle sorte que le client attache plus d’im­por­tance aux capac­ités per­son­nelles de l’em­ployé qu’à l’i­den­tité de l’employeur. […]

Pour admet­tre une telle sit­u­a­tion — qui exclut la clause de pro­hi­bi­tion de con­cur­rence -, il faut que l’em­ployé four­nisse au client une presta­tion qui se car­ac­térise par une forte com­posante per­son­nelle. Dire si tel est le cas dépend des circonstances […]

Auf dieser Grund­lage hält das BGer fest, dass auch im Bere­ich von Man­age­ment-Kursen (Coach­ing für Führungskräfte u.a im Per­son­al­we­sen) das per­sön­liche Ele­ment über­wiegen dürfte. Das Beweis­ergeb­nis hat­te willkür­frei ergeben, dass sich die Kun­den zu 70% auf­grund per­sön­lich­er Eigen­schaften für einen bes­timmten Coach entschei­den. Das Konkur­ren­zver­bot war damit ungültig:

Pour des sémi­naires de for­ma­tion, on conçoit facile­ment que les entre­pris­es clientes attachent une impor­tance prépondérante à la capac­ité de l’an­i­ma­teur d’at­tir­er l’at­ten­tion, de s’ex­primer claire­ment et de trans­met­tre un mes­sage que l’au­di­toire retien­dra. […] Sur cette base, il faut con­clure qu’­ex­ploiter la seule con­nais­sance de la clien­tèle ne suff­i­sait pas pour causer un préju­dice sen­si­ble à l’em­ployeur et que le préju­dice subi découle au con­traire, de manière prépondérante, des capac­ités per­son­nelles des travailleurs.